Du bist unsicher, wie du dein Kind beim Übertritt vom Kindergarten in die Grundschule begleiten kannst? Lisa Reinheimer kennt die Perspektiven von Eltern und Lehrkräften. Im Gespräch erklärt sie, was dein Kind tatsächlich braucht, um in der Schule durchzustarten.
Im Interview
Lisa Reinheimer
Lerncoach und Gründerin von klassenheld
Im Interview
Lisa Reinheimer
Lerncoach und Gründerin von klassenheld
Lisa Reinheimer ist Lerncoach und Gründerin von klassenheld. Ihre Mission: Jedes Kind kann eine glückliche Schulzeit ohne Druck erleben. Auf dem Weg dorthin begleitet sie Eltern in ihrem Onlinekurs, als Mentorin und über Instagram. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was Kinder wirklich fit für die Schule macht.
Liebe Lisa, heute sprechen wir über ein viel diskutiertes Thema, das Eltern immer wieder verunsichert: Was brauchen Kinder wirklich für einen gelungenen Schulstart?
Was ich superwichtig finde, ist die Herangehensweise der Eltern an das Thema Schule und die Art, wie sie über Schule sprechen. Wenn beispielsweise das Kind ein Heft mit Schwungübungen anschaut und begeistert loslegen möchte, wird daraus eine Übungseinheit gemacht mit dem Kommentar: „Du solltest jetzt 10 Minuten sitzen und malen, denn in der Schule musst du ja auch lange still sein.“ Zack. – Was passiert in diesem Moment mit dem Kind? Es verknüpft Schule nicht mehr mit lustigen Schwungübungen, begeistertem sich ausprobieren und immer besser werden, sondern mit stillhalten. Dabei wäre es viel zielführender, das Kind einfach in die Übung eintauchen zu lassen und etwas zu lernen, das sich gar nicht wie Lernen anfühlt.
Generell finde ich es toll, wenn Kinder bereits vor dem ersten Schultag Interesse an Themen zeigen, die ihnen in der Schule wiederbegegnen werden. Sie sollten aber nicht dazu gedrängt werden, wenn dieses Interesse (noch) nicht da ist.
Hast du konkrete Tipps für uns, wie Eltern und Erziehungsberechtigte ihre Abc-Schützen konkret auf den Schulstart vorbereiten können?
Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, um im Familienalltag spielerisch Fähigkeiten zu trainieren, beispielsweise beim Wäscheaufhängen. Das Auf- und Zumachen der Wäscheklammer trainiert automatisch den 3-Finger-Griff, der für die korrekte Stifthaltung benötigt wird. Auch altersgerechte Spiele mit Pipette, Pinzette & Co. sind prima Übungen für die Feinmotorik. Neben der Feinmotorik denken Eltern eher seltener an die ebenso wichtige Grobmotorik. Diese benötigen Kinder aber, um tatsächlich Körperspannung und Balance halten zu können, wenn sie länger auf einem Stuhl sitzen sollen. Ob klettern, Fußball spielen oder springen: Das beste Training für Grobmotorik findet im Freien statt. Hier üben Kinder im Spiel mit Gleichaltrigen auch gleich ein gutes Sozialverhalten, um schnell in der neuen Klassengemeinschaft anzukommen.
Was mir besonders wichtig ist, ist die emotionale Komponente beim Thema Einschulung. Ich erlebe immer wieder Eltern, die bereits vor Schulbeginn Dinge sagen wie „Mein Kind ist so ein Quatschkopf!“. Damit drängen sie es in eine Rolle, die es vielleicht in der neuen Klassengemeinschaft gar nicht einnehmen würde.
Der beste Lernmotor ist Begeisterung. Wie können Eltern diese besondere Vorfreude auf den Schulstart wecken?
Das gelingt am besten, indem sie positiv über Schule sprechen (und es auch so meinen) – zum Beispiel, dass dort neue Freundinnen und Freunde warten, dass sie jede Menge Neues lernen werden, dass sie einen tollen Pausenhof haben werden, über den sie flitzen können und dass sie viel lachen werden.
Vorfreude wecken können Eltern außerdem durch liebevolles Schulzubehör und einen motivierenden Lernplatz mit Materialien, die dem Kind gefallen. Denn auch wenn es einem nicht sofort in den Sinn kommt: Kinder fit für die Schule zu machen heißt auch, sie mit nicht gesundheitsschädlichem Material auszustatten.
Für Kinder, denen die Trennung besonders schwerfällt, eignen sich kleine Tröster: ein Glücksbringer, ein Kuscheltier oder ein besonderer Stift, den sie selbst ausgewählt haben.
Und zum Schluss, aber trotzdem wichtig: Eltern dürfen darauf vertrauen, dass ihr Kind den Übertritt in den neuen Abschnitt meistern wird. Kinder spüren nämlich (gerade in jungen Jahren), wie es den Eltern geht, auch wenn diese gar nicht anwesend sind. Je besser sie also mit der neuen Situation umgehen, je zuversichtlicher und gelassener sie sind, desto mehr Zündstoff für einen echten Raketenstart gibt es.