Können Bäume glücklich sein? Trägt Oma im Himmel immer noch ihren Lieblingspullover? Was ist Zeit? Kinder sind von Anfang an auf der Suche nach dem Sinn hinter den Dingen. Wie Sie großen Fragen gemeinsam auf den Grund gehen und warum philosophieren Kinder stark macht, das erklären wir hier.
Warum hören Zahlen nie auf? Weshalb muss man etwas werden? Wer hat Gott erschaffen? Kinder durchleuchten alles, was ihnen auf ihrem Weg begegnet und lieben es, über die großen und kleinen Fragen des Lebens zu philosophieren.
Wie wäre es, wenn Sie so manches Warum als Einladung verstehen und gemeinsam über mögliche Antworten nachdenken? Denn das ist ja das Schöne am Philosophieren: Es gibt eine Frage und unzählige Antworten. Durch diese Vielfalt lernt Ihr Kind, frei, kreativ und selbstbestimmt zu denken, eigene Standpunkte zu finden und tolerant mit unterschiedlichen Denkansätzen umzugehen.
Wie Sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem Sinn machen können? Das sind unsere 4 Tipps.
1. Gegenfragen schulen kreatives Denken
„Wer verteilt die Zeit? Und warum hat Opa ganz viel davon und du manchmal ganz wenig. Findest du das gerecht?“ Empörung eines 6-Jährigen.
Anstatt direkt darauf zu antworten, könnten Sie Fragen wie diese mit einer Gegenfrage erwidern, etwa: „Was glaubst du denn, wer die Zeit verteilt?“ So regen Sie Ihren Nachwuchs an, selbst Antworten zu finden. Das Gespräch kann sich nun in die verschiedensten Richtungen entwickeln, von Zeit im Alltag über Lebenszeit und wie man diese nutzen kann bis hin zu Gerechtigkeit, Selbstbestimmtheit oder auch Gott.
Besonders schön: Durch Gegenfragen lernen Sie die Gedanken Ihres Kindes immer besser kennen und unterstützen es in seiner Kreativität. Eine wertvolle Kompetenz für ein erfülltes Leben, denn schon Aristoteles wusste: „Wahres Glück ist, seinen Geist frei zu entfalten.“ Recht hat er!
2. Stellen Sie selbst Fragen
Nicht nur Ihr Kind darf Fragen stellen. Suchen Sie selbst ab und an das Gespräch und regen Sie mit gezielten Fragen eine Diskussion an. Wenn Ihr Kind ein bestimmtes Gedicht nicht mag, dann fragen Sie doch ganz offen, ob Texte immer „schön“ sein müssen.
Daraus entspinnt sich leicht ein Dialog über Wörter und Emotionen, über den Sinn, etwas aufzuschreiben oder vielleicht sogar darüber, warum wir nicht alle die gleiche Sprache sprechen.
Philosophieren folgt immer diesem Schema: Es beginnt mit einer Frage und endet in unzähligen Möglichkeiten. Auf dem Weg dorthin erleben Sie gemeinsam ganz viele überraschende, spannende und berührende Momente.
3. Neue Gedanken sind wichtiger als die eigene Meinung
Warum stürzt sich die Sonne abends ins Meer? Wenn Ihr Nachwuchs Ihnen eine Frage stellt, die Sie beantworten können, tun Sie das nicht immer sofort. Geben Sie Ihre Antwort eher als Option und fragen Sie Ihr Kind, ob es sich vorstellen kann, dass das stimmt – oder ob es vielleicht auch ganz anders sein könnte. Bestimmt bauen Sie danach gemeinsam große, neue, schöne Gedankenschlösser, in denen es sich fast noch schöner wohnen lässt als in den altbekannten Mauern.
4. Werden Sie zum Kind
Keine Frage, Kinder sind die besseren Philosophen. Warum? Weil sie mit einer natürlichen Neugierde an die Dinge herangehen, weil sie hellhörig sind und einen unverbauten Blick haben. Vor allem, weil sie so wunderbar staunen können. Das ist eigentlich alles, was man zum Philosophieren braucht.
Wenn es Ihnen gelingt, Ihr Wissen ab und an über Bord zu werfen und gemeinsam mit Ihrem Kind über die Welt zu staunen, dann sind Sie nicht Mutter oder Vater, nicht Erzieher:in oder Lehrer:in, sondern echte Partner. Genießen Sie diese Momente und all die klugen, überraschenden, berührenden und inspirierenden Antworten!