Experten-Interview: Das macht Ihr Kind fit für die Einschulung
Wie aus dem Schulstart ein Raketenstart wird
Josefine Vogel ist Grundschullehrerin, Bloggerin und Mutter. Durch ihre Autorentätigkeit bei eduki.com und auf ihrem Instagram-Profil frau.f.aus.w. inspiriert sie Eltern und Lehrer:innen immer wieder dazu, Kinder stark für den Schulstart zu machen. Im Interview erklärt die Expertin, welche Veränderungen die 1. Klasse mit sich bringt und wie Eltern ihre Kinder bestmöglich durch diese Zeit des Wandels begleiten können.
Frau Vogel, was begeistert Sie an Ihrem Beruf und warum ist es so besonders, eine erste Klasse zu übernehmen?
Mich begeistert am Lehrerberuf vor allem die Vielfältigkeit. Ich arbeite mit lauter kleinen Individuen, dadurch ist jeder Tag voller Überraschungen. Schulanfänger:innen zu begleiten ist etwas ganz Besonders, denn für die Kinder beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie in dieser prägenden Phase zu unterstützen, sie in ihrer Individualität zu bestärken und ihnen den Spaß am Lernen mit auf den Weg zu geben, erfüllt mich sehr. Darüber hinaus kann man in kaum einer höheren Klassenstufe einen so gravierenden Lern- und Kompetenzzuwachs beobachten wie bei Erstklässler:innen.
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Durch geschlossene Kitas ist in den letzten Monaten die Vorbereitung auf die Einschulung vielerorts zu kurz gekommen. Können Eltern das in der Familie sinnvoll auffangen und wenn ja, wie?
Es macht mich immer wieder traurig, dass gerade die kleinen Schulanfänger:innen unter den geschlossenen Kitas leiden mussten. Eltern können dies zuhause ein Stück weit auffangen, indem sie sich und ihrem Nachwuchs immer wieder Vorschulzeiten einräumen. Das kann zum Beispiel zu einem wöchentlichen Ritual werden.
Die wichtigsten Basics für den Schulstart sind Grob- und Feinmotorik sowie grundlegende sprachliche und analytische Fähigkeiten. Beispiele hierfür sind: auf einer Linie balancieren, ein sicherer Umgang mit Kinderschere und Klebstoff sowie Reißverschlüsse schließen können. Eine kurze Geschichte in der richtigen Reihenfolge nacherzählen, Ein- und Mehrzahl unterscheiden können oder altersgerechte Muster weiterführen, zählen ebenfalls dazu. Ganz wichtig an der Stelle ist: Machen Sie nicht zu viel, sondern üben Sie das ein oder andere mit viel Spaß und Leichtigkeit. Es gibt keinen besseren Lernturbo als Begeisterung.
Was macht die Einschulung mit Kindern und wie können Eltern diese Veränderung begleiten? Wie sollten die ersten Wochen nach Schulbeginn aussehen?
Das Kind weint nach der Einschulung wochenlang jeden Morgen. Wie sollten Eltern mit dieser oder ähnlichen Startschwierigkeiten umgehen?
Wie weckt man Begeisterung und Vorfreude auf die Schulzeit und wann sollten Eltern damit beginnen?
Entwicklungsbedingt kommt dieses Interesse und die Begeisterung meist von allein. Manchmal früher, manchmal später. Dennoch finde ich es wichtig, Kindern auch die Möglichkeit zu bieten, die schulischen Themen im Vorfeld zu entdecken. Durch Vorlesen und den Umgang mit Büchern und Zeitschriften schon ab dem Kleinkindalter wird das Interesse am Lesen und Schreiben spielerisch geweckt.
Dennoch finde ich es wichtig, Kindern auch die Möglichkeit zu bieten, die schulischen Themen im Vorfeld zu entdecken.
Bestimmte altersgerechte Gesellschaftsspiele bahnen ein Interesse an Zahlen an. Und auch der Familienalltag bietet viele Möglichkeiten zur Frühförderung, beispielsweise wenn das Gemüse im Supermarkt gemeinsam gewogen, oder die Geburtstagskarte an Oma mit dem eigens geschriebenen Namen verschönert wird.
Buchstaben schreiben, Zahlen lernen und vieles mehr: Sollten Eltern den Lehrplan den Lehrer:innen überlassen oder hilft die häusliche Vorbereitung vielleicht sogar?
In einem gewissen Umfang ist es gut und wichtig, die sprachlichen und mathematischen Bereiche auch schon vor der Schule spielerisch zu üben. Entscheidend ist hier tatsächlich die Motivation des Kindes. Ein Kind, das bereits Lesen und Schreiben will, sollte nicht gebremst werden. Wohingegen ein Kind, das vor dem Schulanfang kein Interesse an akademischen Inhalten zeigt, auf keinen Fall dazu gedrängt werden sollte.
Hand aufs Herz: Was sollten Eltern nach Ihrer Erfahrung beim Schulstart auf jeden Fall vermeiden?
Ganz klar: Druck. Auch wenn es absolut nicht böse gemeint ist, können ständige Fragen wie „Freust du dich denn jetzt schon auf die Schule?“ ein Kind enorm unter Druck setzen. Teilen Sie die Freude, wenn sie vom Kind ausgeht, aber nehmen Sie auch die Zurückhaltung Ihres Kindes ernst.
Haben Sie noch Tipps, die den Einschulungstag besonders schön machen?
Auch hier finde ich es wichtig, auf das jeweilige Kind einzugehen und den Tag schon im Vorfeld zu besprechen. Die meisten Kinder können sich die Einschulung nicht so recht vorstellen. Beantworten Sie daher im Vorfeld geduldig alle Fragen, gehen Sie eventuell auch schon einmal gemeinsam den Schulweg entlang und sehen Sie sich die neue Schule an. Je sicherer sich Ihr Kind beim Schulstart fühlt, desto entspannter und schöner kann der Einschulungstag werden.