Das bringt Kinder ganz in ihre Kraft
Systemischer Kinder- und Jugendcoach Carina Illgner im Interview
Carina Illgner ist systemischer Coach und Lernbegleiterin für Kinder und Jugendliche. Ihre Mission: junge Menschen dabei zu begleiten, sich von Ängsten zu lösen, ihr Potenzial zu erkennen und aus dieser Stärke heraus ihren Weg zu gehen. Wie das gelingt und warum eine gute Fehlerkultur ein echter Wachstumsbeschleuniger ist, das erklärt sie uns im Expertinnen-Interview.
Liebe Carina, als systemischer Coach bist du Expertin, wenn es um das Thema Potenzialentfaltung und persönliche Weiterentwicklung geht. Wie hast du selbst entdeckt, welchen Weg du einschlagen möchtest und was motiviert dich, ihn immer weiter zu gehen?
Ich habe beruflich zunächst eine andere Richtung eingeschlagen und in verschiedenen Unternehmen – von Startup bis Großkonzern – studiert und gearbeitet. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich hier nicht das tun kann, wonach mein Herz sich sehnt. Während der anschließenden Coachingausbildung habe ich viel über mich, meine Glaubenssätze und Fähigkeiten gelernt. Vor allem eines wurde mir auf dieser Reise klar: Ich möchte jungen Menschen helfen, an sich zu glauben, ihr einzigartiges Potential zu entdecken und aus diesem „Selbst-Bewusstsein“ heraus ihren Weg zu gehen. Der unverstellte Zugang zu ihrer Gefühlswelt macht gerade Kinder sehr empfänglich für das Coaching. Das Ergebnis: Bereits nach wenigen Sitzungen beginnen sie, ein Bewusstsein über ihre innere Kraft und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Beides sind wichtige Zutaten für eine glückliche Kindheit.
Was macht Kinder und Jugendliche wirklich stark für morgen?
Der Investor Warren Buffet sagte vor Kurzem in einem Interview: „Investiere so viel in dich selbst, wie du kannst, du bist bei Weitem dein wichtigster Vermögenswert.“ Ich habe eine ähnliche Auffassung: Sobald wir herausfinden, was uns im Leben wirklich wichtig ist und wir daran glauben, diese Ziele mit unseren eigenen Ressourcen zu erreichen, schöpfen wir Vertrauen. Wir verinnerlichen den Glauben, dass wir eine Lösung finden – egal welche Hürden sich auf unserem Weg auftun.
Die bewusste Ausrichtung auf das Positive in unserem Leben, das Denken in Möglichkeiten und eine starke Vision von der Zukunft helfen uns dabei, gestärkt auch aus emotional belastenden Situationen herauszutreten. Diese innere Stärke ist es, die ich in meinen Coaching-Sessions mit Kindern und Jugendlichen aufbaue.
Es gibt für mich kein größeres Geschenk als der Moment, in dem die Augen meiner jungen Coachees zu leuchten beginnen – weil sie anfangen, wieder an ihre Fähigkeiten und Träume zu glauben.
Denn genau dieser Glaube ist es, der sie dazu bringt, für sich loszugehen und einzustehen. Ganz egal, ob in der Schule, auf dem Pausenhof oder im Sportverein.
Wie können Eltern hier ansetzen und ihre Kinder unterstützen, eine selbstbewusste Kindheit und Jugend zu erleben?
Kinder wachsen an liebevollem Feedback, das ihnen zeigt, worin sie besonders gut sind und wo sie noch wachsen dürfen. Je nach Alter ist auch ein angemessener Freiraum wichtig, damit Kinder sich ausprobieren und aus neuen, herausfordernden Schritten lernen können. Wenn sie erkennen, dass sie etwas alleine geschafft haben, schöpfen sie daraus jede Menge Kraft und Selbstvertrauen. Auch eine gesunde Fehlerkultur stärkt das Selbstvertrauen und ermutigt Kinder, sich an Neues heranzuwagen. Sobald sie verstehen, dass Fehler Lernfreunde und Wachstumsbooster sind, bleiben sie neugierig, offen und lernbereit.
Das große Wort Dankbarkeit ist seit geraumer Zeit in aller Munde: Was macht sie so wertvoll für Kinder?
Dankbarkeit ist aus meiner Sicht eine Haltung, die ganz bewusst hervorgerufen werden kann. Sie sorgt für Vertrauen und ein inneres Wohlgefühl. Sie zieht uns in Sekundenschnelle aus einem Angst- und Mangeldenken heraus.
Sie zu trainieren ist ganz einfach, denn Dankbarkeit kann leicht ins Familienleben integriert werden. Wir können Kinder beispielsweise immer vor dem Schlafengehen fragen: „Wofür bist du heute dankbar?“ Wenn sie nicht direkt etwas finden, können wir liebevoll die kleinen Besonderheiten aus ihrem Tag hervorheben und ihren Fokus somit behutsam auf die Fülle lenken. Auch Fragen wie „Was kannst du aus dieser Situation lernen?“ oder „Was läuft schon alles richtig gut?“ helfen Kindern, positiv zu denken und Dankbarkeit zu empfinden. Am besten funktioniert eine Dankbarkeitsübung, indem wir unsere positiven Gedanken aufschreiben. Ein Dankbarkeitstagebuch ist hier eine besondere Empfehlung.
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Neben Stickern, Regenbogenstift, Postkarten und DIY-Armbändern enthält das Glücksset ein Glückstagebuch im Wochenformat, in dem Lieblingsmomente altersgerecht und kurz und knackig festgehalten werden können.
Für ein ganzes Jahr voller Glücksmomente!
Hast du noch ein Praxis-Tool für Eltern, um das Selbstbewusstsein von Kindern zu steigern?
Eine schöne Möglichkeit sind die sogenannten Erfolgsgeschichten. Dabei erzählt das Kind beispielsweise beim Abendessen von einer Situation, in der es stolz auf sich ist oder war. Alle anderen hören dem Kind aufmerksam zu und achten ausschließlich auf die besonderen Erfolge und Stärken des Kindes in der Erzählung. Diese werden entweder auf ein Papier geschrieben und dem Kind anschließend übergeben, oder die Familie teilt dem Kind mündlich mit, was sie für tolle Eigenschaften in der Geschichte erkannt haben.
Auch Achtsamkeitsübungen und Meditationen sind wertvoll. Das Kind lernt sich dadurch selbst besser kennen und stärkt den Zugang zur inneren Gefühls- und Gedankenwelt.
Natürlich spielt auch das Vorleben durch die Eltern eine große Rolle: Sobald Kinder merken, dass die Eltern auf sich selbst und ihre Bedürfnisse achten, lernen sie auf ganz natürliche Art und Weise, auf sich zu hören. Aus meiner Sicht ist diese Selbstachtung eine der wichtigsten Fähigkeiten für ein erfülltes und selbstbewusstes Leben.
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